Der Tourismuszweig der Flusskreuzfahrten ist mit konstanten Zuwachsraten in den letzten Jahren zu einem relevanten touristischen Bereich für Städte an Flüssen gewachsen. Jährliche Besucherzahlen im sechsstelligen Bereich sind ein ernst zu nehmender Faktor für Städte und verlangen nach spezifischen Vorkehrungen um weiterhin wettbewerbsfähig im Werben um diese attraktive Zielgruppe zu sein. Zweidrittel der Kreuzfahrer sind über 56 Jahre alt, überdurchschnittlich wohlhabend und kulturinteressiert und somit sind sie ein idealer Gast für jede Stadt. Sie kommen sowohl aus Deutschland und Europa als auch aus Übersee, wobei hier Nordamerika, Japan und Australien als Hauptmärkte zu nennen sind.Die Touristen werden sozusagen „vor die Haustür“ gefahren und entdecken für einen Nachmittag die City.
Leider haben sich die meisten Städte noch nicht ausreichend mit dieser relativ neuen Zielgruppe auseinandergesetzt. Es werden Rundgänge oder Busausflüge in die Region angeboten, aber einer der wesentlichen Vorteile einer Flusskreuzfahrt wird bisher kaum beachtet. In den meisten Fällen können Kreuzfahrer ihr Ziel nämlich auf eigene Faust erkunden, einem entscheidenden Vorteil im Gegensatz zu einer Hochseekreuzfahrt. Statt Ausbooten oder Liegeplatz im Außenhafen ist der Flusskreuzfahrt-Anleger in Altstadtnähe. Dort ist man aber alles andere als gut vorbereitet: Ein Durcheinander aus privaten Anlegebrücken, blockierenden Reisebussen und mitten auf Fuß- und Radweg stehenden LKW’s zum Beladen der Schiffe ist vielfach zu beobachten. Auch der laute Schiffs-Dieselmotor ist eine Belästigung, genauso wie nicht zu erreichendes Frischwasser oder ein landseitige Infrastruktur, die dass das Ein- und Ausschiffen behindert.
Neben den räumlichen und technischen Hindernissen ist auch die Ästhetik und die Orientierung (Fußweg in die City) ein oft vernachlässigter Punkt. Eine Stadt wirkt vom Wasser gesehen oft ganz anders. Nach dem Verlassen des Schiffes ist es keine Seltenheit, dass man erst mal eine Hauptverkehrsstraße queren muss, um dann den schlecht ausgeschilderten Weg in die Stadt zu suchen. Die Städte müssen aber die Anlegestellen der Flusskreuzfahrtschiffe als einen wichtigen touristischen Stadteingang begreifen! Sie müssen, auch mit baulichen Maßnahmen, dieser attraktiven Zielgruppe gerecht werden.
Einige Städte gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie werben explizit um Kreuzfahrer, denn diese sind ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor. Sie sind nicht nur wichtig für klassische Felder wie Souvenirstände und Museen, sondern bei entsprechender landseitiger Infrastruktur auch ein Motor für z.B. Busunternehmer, den Lebensmittelgroßhandel, qualifizierte Handwerksbetriebe oder auch einheimische Künstler. Wem es gelingt sich als Aus- oder Einschiffungshafen zu etablieren, der profitiert von in der Regel über 100 An- und Abreisenden pro Schiff, sollte dann allerdings auch z.B. für eine gute ÖPNV-Anbindung und ein attraktives Rahmenangebote sorgen. In Zeiten einer alternden Gesellschaft boomt das Flusskreuzfahrtschiff-Segment seit Jahren (Steigerung von verkauften Flusskreuzfahrten 2013-2018: 22%), jedes Jahr kommen eine handvoll meist immer exklusiverer Schiffe hinzu und suchen nach immer neuen, gut ausgestatteten Zielen, die mit dem Service und der Qualität an Bord mithalten können.
Mit einem ansprechenden Flussbahnhof, mit entsprechender technischer Infrastruktur und einem praktischen Weg zur Innenstadt, kann sich eine Stadt im Werben um Kreuzfahrer hervorragend positionieren. Bestenfalls wird die Wirkung und Orientierung durch ein einprägsames Architektur-Element unterstützt.